Aufgewachsen
bin ich in Kreuzlingen am Bodensee in einer ganz normalen, katholischen
Familie. Mein Vater sang im Kirchenchor. Meine Mutter liebte ganz
besonders die Kapelle von Bernrain, die am alten Pilgerweg nach
Santiago de Compostela liegt und an die Geschichte eines Knaben
erinnert, der beim Holzsammeln einem Wegkreuz eine Tauperle von der
Nase wischte indem er sagte: "Herrgott, lass dich einmal schnäuzen!" Er
soll deswegen mit der Hand am Kreuz hängen geblieben sein, bis eine
Prozession aus Konstanz ihn erlöste.
Diese
Kapelle wird von den Redemptoristen betreut. Bei ihnen wurde ich
Ministrant. Sie machten mir Mut zu versuchen, Priester und Missionar zu
werden. Bei ihnen trat ich 1951 in Freiburg i.Ü. ins Internat ein. Ich
lernte ziemlich leicht. Schon damals schrieb ich gerne. Nur war ich
meist zu faul meine Texte auszufeilen. Meine Aufsätze entstanden in
einem Guss, und waren deshalb manchmal gut, manchmal weniger. Auch
einige Gedichte entstanden in dieser Zeit, freier Rhythmus, freier
Reim, einfach ein wenig anders als andere. Sonst aber war ich ein
ziemlich unauffälliger Zögling, nicht sehr fromm, eher gehorsam als
brav.
Etwa
ein Jahr vor der Matur wurde mir klar, dass das Priestertum nicht mein
Weg, nicht meine Berufung war. Da aber dieses Internat nur für
Priesteramtskandidaten bestimmt war, und meine Eltern mir kein anderes
finanzieren konnten, entschied ich mich im Sommer 1959 für eine
Zwischenzeit als Liftboy in einem Hotel in Luzern. Dann versuchte ich,
meine Matura mittels Abendkurse in Basel doch noch zu schaffen, was
glücklich misslang. In dieser Zeit arbeitete ich im Bahnhofbüro einer
Speditionsfirma. 1962 kehrte ich nach Hause zurück, wo ich einen Posten
im Büro für Arbeitsvorbereitung und Termin in einem Industriebetrieb
fand. Daneben träumte ich als kleiner Korrespondent von einer Karriere
im Journalismus. Doch dann gründete ich 1968 meine Familie. Ihr
entsprossen vier, heute längst erwachsene Kinder.
Es
war die Zeit, als die ersten Laien zu Lektoren und Kommunionhelfern
berufen wurden. Mein Pfarrer fragte mich an, und so gehörte ich zu den
ersten, die einen entsprechenden Kurs, der noch vom Bischofsvikar
persönlich gegeben wurde, besuchen durften .
Beruflich
wechselte ich 1969 in den Bankensektor und arbeitet im Büro für
Zahlungsverkehr. Als ich merkte, dass meine Französischkenntnisse aus
der Internatszeit zu schwinden begannen, suchte ich mir 1973 eine
Anstellung auf der Sprachgrenze und fand eine Stelle in Biel in der
Sparkassenabteilung einer Grossbank. Dort erlebte ich den beruflichen
Aufstieg über den Kassier zum internen Revisor, zum Organisator und
schlussendlich zum Bereichsleiter Dienste. Als dann die Niederlassung
zur Geschäftsstelle degradiert wurde, wechselte ich 1993 in die
Organisationsabteilung der Generaldirektion. 1998 wurde ich im Rahmen
von Restrukturierungen vorzeitig pensioniert.
2010
war dann die Alzheimererkrankung meiner Frau so weit fortgeschritten,
dass uns nichts anderes blieb, als sie in einem Heim für
Demenzbetroffene unterzubringen. Ich danke Gott, dass wir ein kleines,
sehr familiäres Heim fanden, wo sie sich, den Umständen entsprechend,
einigermassen wohl fühlt. Allein (die Kinder sind längst ausgezogen)
wurde mir unser Haus immer mehr zur Last. Heute lebe ich in Grenchen in
einer Siedlung 60plus.
Nach sechs langen Jahren durfte dann 2017 mein Schatz - so nannten wir
uns die ganzen 48 Ehejahre - friedlich einschlafen. Ich bin überzeugt,
dass sie heimgekehrt ist zu Gott, unserem Vater und zu unserer Mutter,
der Heiligen Gottesgebärerin, welche sie immer sehr verehrte.
Auch
in meiner ersten Pfarrei in Biel blieb ich Lektor. Erst nach dem Umzug
in unser Eigenheim, der einen Pfarreiwechsel mit sich brachte, gab ich
diese Funktion auf, nachdem die Laientheologin in einer Predigt
behauptete, Christentum sei, wo man den Militärdienst verweigere. Das
war einer der ersten Anstösse, mich intensiver mit meinem Glauben
auseinander zu setzen. Viele andere folgten, von ganz moderner wie auch
von sehr konservativer Seite. Einer, der sich schlussendlich als
entscheidend herausstellen sollte, war, als mich meine Frau überredete,
dem lebendigen Rosenkranz beizutreten. Dieser verpflichtet den
Einzelnen, jeden Tag einen Zehner zu beten, der ihm für das ganze Leben
zugelost wird. Mein Geheimnis wurde "Jesus, den du, o Jungfrau zu
Elisabeth getragen hast". Inzwischen glaube ich meinen Weg gefunden zu
haben, einen Weg an der Hand meiner Mutter, der heiligen Kirche,
aufgeschlossen gegenüber Neuerungen, die vom Lehramt selbst herrühren,
skeptisch gegenüber privaten Meinungen und Experimenten, von welcher
Seite sie auch kommen (nur noch viel zu wenig skeptisch, gegenüber
meinen eigenen Ansichten).
Bei der Suche nach meinem Weg stiess ich auch auf die „Nachfolge Christi“ von Thomas von Kempen. Sie vermittelte mir zunächst einen zwiespältigen Eindruck. Einerseits sprachen mich viele dieser Gedanken sehr an, andererseits stiess ich mich an der Sprache dieser mittelalterlichen Spiritualität. Schlussendlich bildete ich mir ein, eine eigene, moderne Nachfolge Christi schreiben zu können. Heute weiss ich, dass das unmöglich ist. Heute gehört Thomas von Kempen zu jenen Büchern, die ich regelmässig für meine geistliche Lesung benutze. Und aus dem Versuch, dieses Standardwerk der katholischen Spiritualität für heute neu schreiben zu wollen, wurde mehr und mehr das Bemühen, schlicht und einfach eine eigene Spiritualität zu entwickeln und diese auszuformulieren, um sie selber besser zu verstehen, aber auch besser umsetzen zu können. Ein Priester, den ich bat, mich auf mögliche theologische Fehler aufmerksam zu machen, ermunterte mich 2006, das Werk zu publizieren. Wenn ich es heute in der Hand halte, dann weiss ich, dass diese Arbeit wohl mir selber am meisten geschenkt hat und immer noch schenkt. Dass es zum Teil sehr positive Reaktionen auslöst, freut mich natürlich sehr. Wenn es auch anderen auf ihrem ganz persönlichen Weg zur Heiligkeit hilfreich sein kann, dann darf ich sicher glauben, dass das nicht allein mein Verdienst sein kann, sondern dass auch unser himmlischer Vater in seiner weisen Pädagogik die Hand im Spiel hat. Dafür will ich versuchen, sehr dankbar zu sein. Die grosse Enttäuschung liess nicht allzu lange auf sich warten. „Mein“ Verlag musste aus persönlichen Gründen aufgeben werden. 2011 entschloss ich mich, das Werk im BoD-Verlag heraus zu geben.
2008
war der Gedanke zu einem weiteren Werk gereift. Im Verlauf vieler
Diskussionen mit Leuten verschiedenster Spiritualitäten und
Weltanschauungen, nicht zuletzt in Internetforen, waren einige
Aphorismen entstanden. Es reizte mich, diese zu veröffentlichen. Dabei
stiess ich auf die Möglichkeit des Book on demand. Das war für mich die
Herausforderung, einmal selber Herausgeber zu spielen. Nun ist auch
dieses Büchlein, "Gott ist katholisch Er ist der Allumfassende" auf dem
Markt, ohne grosse Chancen allerdings, aber als eine weitere schöne und
reiche Erfahrung für mich. Die Reaktionen sind sehr unterschiedlich,
wie ich es auch erwartet hatte. Sie reichen von „begeistert“ über
„teils-teils“ bis zu „ablehnend“.
2011
folgte dann unter dem Titel "Gottes Kraft und Gottes Weisheit" eine
kleine Kreuzesmystik. Anstoss dazu war das Mosaik hinter dem Alter der
Krypta der Kirche St. Maria in Biel, das auch als Titelbild dient. Die
Bemerkung eines Geistlichen, dieses Bild sei reiner Kitsch, und eine
Viereinigkeit gebe es nicht, reizten mich mit der Kreuzesfrage
auseinander zu setzen. Auch ein solches Werk ist natürlich kaum
verkäuflich, besonders wenn die Mittel für eine breitgestreute Werbung
nicht vorhanden sind.
Anfangs
der Fastenzeit 2013 fragte mich meine Tochter, weshalb ich mit meinen
Aphorismen nicht einen Twitter mache. Gesagt, getan. Alle zwei bis drei
Tage erschein ein Spruch auf "Papis_aphos".
Am Ende dieser Zeit reifte dann der Gedanke, diese zu ergänzen und als
Tagessprüche zur Fastenzeit heraus zu geben. "Getwitter zur Fastenzeit"
ist das Resultat. Es dürfte auf dem Markt chancenlos bleiben. Für meine
Lieben existiert eine limitierte Sonderausgabe mit Hardcover.
Die
Freude am Schreiben und an den Aphorismen ist mir geblieben. Von den
Twittereinträgen 2013 und 2014 existieren Archivausgaben, die
allerdings nicht im Buchhandel erhätlich sind. Für Liebhaber gibt es
auf der Downloadseite je einen Link.
Ein wahrscheinlich
letztes Werk - mein Alter macht sich bemerkbar - brauchte weit
über ein Jahr bis zur Druckreife. Der Versuch, dafür einen "normalen"
Verlag zu finden schlug auch hier fehl, sodass es jetzt ebenfalls bei
BoD erscheint. Es trägt den Titel: "Gottesbeziehung heute -
Gedanken und Erfahrungen". Wie der Untertitel sagt, will es kein
Lehrbuch der Gottesbeziehung sein. Mir hat die Arbeit daran sehr viele
Anstösse gegeben, meine eigene Gottesbeziehung zu überdenken und diese
Gedanken in eine gewisse Ordnung zu kleiden. So hoffe ich denn,
allfällige Leser werden genauso davon profitieren für ihre persönliche
Beziehung zu Gott, vielleicht sogar für den Neubeginn einer konkreten
Beziehung zu ihm. Das alles aber lege ich in Gottes Hand.
"Brosamen
des
Denkens", das Buch, das nun 2017 noch erschien, gehört eigentlich zur
Reihe meiner Archivausgaben. Auf meiner Homepage hatte ich einige Jahre
blockweise von meinen Aphorismen publiziert. 1000 Stück wurden es
total. Diese sind darinaufgeführt in der Reihenfolge, wie sie auf der
Homepage standen. Sie zu ordnen, nach Doppelsurigkeiten zu suchen oder
anderweitig zu bereinigen, dazu hatte ich die Kraft nicht mehr.
Seit einiger Zeit erscheinen auch hin und wieder Beiträge von mit auf www.kath.net
und in der Katholischen Wochenzeitung. In der Regel sind sie jenen
Sammlungen entnommen, aus welchen auch meine auf dieser Homepage
veröffentlichten stammen.
05.12.2021
Aus persönlichen Gründen werde ich bei diese Akivitäten pausieren.
Auch einen Twitter habe ich mir zugelegt: @papis_aphos.Eigentlich
wollte ich ihn schon mehrmals schliessen, da das Interesse dafür in
keinem Verhältnis zum Aufwand steht. Wie lange er noch bleiben wird,
kann ich nicht sagen.
12.05.2020
Dieser Twitter wird bis auf Weiteres stillgelegt.