Zweifel sind die Fitnessstudios
unseres Glaubens

Mit der Frage nach den Dogmen kommt immer auch die Frage nach dem Zweifel. Wenn ich mich richtig besinne, gab es in einem Beichtspiegel meiner Jugend die Frage: „Habe ich gezweifelt?“ Nun aber ist der Mensch ein Wesen, das fragen kann, ja fragen muss, wenn es sich weiter entwickeln will. Mit den Fragen aber kommen immer auch die Zweifel. Denn ohne den Zweifel gäbe es wohl keine Fragen.

  Es scheint, dass der Begriff „Zweifel“ nicht eindeutig ist, dass die Abgrenzung zwischen fragen und zweifeln kaum je präzise vorgenommen werden kann. Deshalb glaube ich, dass der Zweifel, das Infragestellen sogar von Dogmen und lehramtlichen Äusserun-gen zu unserem Glauben gehört. Er kann zur Vertiefung und Erweiterung des Glaubens führen. Voraus-setzung ist einfach, dass es dabei immer um die Verbesserung unserer Gottesbeziehung geht. Zweifel im Sinn einer Sünde wäre demzufolge, bewusst im Zweifel zu verharren und nicht bereit und offen zu sein für die Offenbarung Gottes. Sünde wäre es, eine einseitige oder irrige Meinung nicht aufgeben zu wollen zugunsten des Grösseren, Umfassenderen, des Katholischen, Allumfassenden. Das ist nicht immer leicht. Das bedeutet oft Kampf gegen das eigene Ich. Wenn wir aber ganz bewusst hindurch gehen, auf das Ziel, auf Gott hin, machen wir daraus ein Fitnessprogramm für unseren Glauben, der dadurch fester und sicherer wird gegenüber weiteren Anfechtungen.

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