Deine Liebe, Herr, ist kaum zu verstehen. Doch weshalb muss ich sie überhaupt verstehen? Genügt es nicht zu wissen, dass ich Dich lieben darf?
Wahre Liebe schenkt Freude. Die Liebe zu Dir noch viel mehr. Menschliche Liebe muss stark sein und beständig um wahrgenommen zu werden. Die Liebe zu Dir darf auch nur ein kleines Flämmchen sein, denn selbst alle menschliche Stärke und Beständigkeit können Dir nie gerecht werden, können nie Deine Liebe wahrhaft erwidern. Du erlaubst mir, Dich so zu lieben, wie ich dazu fähig bin. Und wenn ich manchmal glaube, gar nicht zu dieser Liebe fähig zu sein, dann genügt Dir meine Dankbarkeit. Diese Dankbarkeit führt mich dann zur Liebe, man könnte auch sagen, diese Dankbarkeit ist dann schon Liebe.
Ich danke Dir, Herr, dass ich Dich lieben darf, dass ich Dir meine Liebe in der Dankbarkeit zeigen darf, dass Du eigentlich so wenig von mir erwartest, und mir doch so viel schenkst. Dich in der Dankbarkeit zu lieben ist immer möglich. Ja, die Dankbarkeit ist dann noch möglich, wenn mein Verstand streikt, wenn er die Liebe verweigern will, weil er nicht versteht. Wie aber will ich Dich verstehen, grosser Gott, wenn ich nicht einmal fähig bin, Deine Liebe auch in meinem Kreuz zu sehen?
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